Zustandsanalyse ungepflegter Obstbäume
Naturgemäße Kronenpflege
Bericht über die zweite Veranstaltung der Reihe „erLebensRaum Streuobstwiese“
Am 1. März 2024 fand an der Hermannsruh in Stralsbach die zweite Veranstaltung unserer Reihe „erLebensRaum Streuobstwiese“ statt, die sich dem Projekt „Ökosystem Streuobstwiese – Bewusstseinsbildung für die biologische Vielfalt und Insektenschutz“ widmete. Wir begrüßten 33 interessierte Teilnehmende.
Die Exkursion wurde geleitet von Claudia und Michael Kirse.
Gliederung und Inhalte der Veranstaltung
Grundlegendes….
Aufbau und Funktion von Bäumen
Aufbau eine Baumstamms
Die äußere Schicht des Baumstamms wird als Rinde bezeichnet. Sie dient als Schutzschicht und besteht aus mehreren Schichten, einschließlich der äußeren Borke und dem inneren Bast. Unter der Rinde liegt eine Schicht namens Kambium, die für das Wachstum des Baumes verantwortlich ist.
Der Bast ist eine Schicht unterhalb der Rinde und ist für den Transport von Wasser und Nährstoffen, von den Blättern zu anderen Teilen des Baumes verantwortlich (abwärts). Es bildet einen Teil des Gefäßsystems des Baumes.
Das Kambium ist eine dünne Schicht aus lebenden Zellen zwischen dem Phloem nach außen und dem Splintholz nach innen. Es ist das Gewebe, das für das sekundäre Dickenwachstum des Baumes verantwortlich ist. Das Kambium produziert jedes Jahr neue Zellen nach innen Splintholz und nach außen Bast, wodurch der Baum an Umfang zunimmt.
Das Splintholz ist das innere Gewebe des Baumstamms, das Wasser und Mineralien von den Wurzeln zu den Blättern transportiert (aufwärts). Es ist für die strukturelle Unterstützung des Baumes verantwortlich und bildet das meiste Holz im Baum.
Das Kernholz ist der zentralste Teil des Baumstamms. Es bildet sich im Laufe der Zeit, wenn das Splintholz altert und mineralisiert. Im Gegensatz zum äußeren, jüngeren Splintholz ist das Kernholz in der Regel dunkler gefärbt und härter. Es ist ein inaktiver Bereich und speichert Harze und Gerbstoffe.
Prozess der natürlichen Selektion und die Evolution von Pflanzenarten im Laufe der Zeit
Mutationen und genetische Variation: Im Laufe der Zeit treten in der DNA eines Baumes spontane Mutationen auf. Diese Mutationen können zufällige Veränderungen in den Genen verursachen, die die Merkmale und Eigenschaften des Baumes beeinflussen. Diese genetische Variation ist die Grundlage für evolutionäre Veränderungen und ermöglicht es den Bäumen, sich an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen.
Selektion: In einer bestimmten Umgebung sind nicht alle genetischen Varianten gleichermaßen erfolgreich. Diejenigen Bäume, die über genetische Merkmale verfügen, die besser an die vorherrschenden Umweltbedingungen angepasst sind, haben tendenziell eine höhere Überlebens- und Reproduktionsrate. Zum Beispiel können Bäume mit Genen, die ihnen helfen, Trockenperioden zu überstehen oder Schädlingen zu widerstehen, wahrscheinlich mehr Nachkommen produzieren.
Fortpflanzung und Vererbung: Die genetischen Merkmale erfolgreicher Bäume werden durch die Fortpflanzung an die nächste Generation weitergegeben. Die Samen, die von diesen Bäumen produziert werden, tragen die genetischen Informationen, die ihre Überlebens- und Anpassungsfähigkeit an die Umweltbedingungen ihrer Eltern widerspiegeln. Im Laufe der Zeit können sich die Merkmale und Eigenschaften einer Population von Bäumen aufgrund dieser selektiven Vererbung ändern.
Akklimatisierung und evolutionäre Anpassung: Indem sich die Merkmale und Eigenschaften der Bäume im Laufe der Zeit an die vorherrschenden Umweltbedingungen anpassen, können sie besser in der Lage sein, in ihrer Umgebung zu überleben und zu gedeihen. Diese Anpassungen können sowohl kurzfristig (Akklimatisierung) als auch langfristig (evolutionäre Anpassung) auftreten und ermöglichen es den Baumarten, ihre Überlebensfähigkeit in verschiedenen Ökosystemen zu verbessern.
Unter der Erde geht's weiter
Die Wurzelbildung von Obstbäumen ist ein wichtiger Aspekt beim Anpflanzen und beim langfristigen Wachstum dieser Bäume. Hier sind einige wichtige Punkte dazu:
Wurzeltypen: Obstbäume entwickeln unterirdische Wurzeln. Die Hauptwurzeln, die direkt aus dem Stamm entspringen, sind die primären Wurzeln. Diese breiten sich aus und bilden sekundäre Wurzeln, die für die Nährstoffaufnahme und Verankerung verantwortlich sind.
Tiefe der Wurzeln: Die Tiefe der Wurzeln hängt von der Baumart, dem Bodentyp und den Umweltbedingungen ab. Allgemein können Obstbaumwurzeln in den oberen 60-90 Zentimetern des Bodens zu finden sein, können aber auch tiefer gehen, insbesondere in lockeren oder gut durchlässigen Böden.
Verzweigung und Ausbreitung: Die Wurzeln von Obstbäumen verzweigen sich, um eine größere Fläche im Boden zu erfassen. Diese Verzweigung erleichtert die Nährstoffaufnahme und die Wasseraufnahme aus dem Boden.
Wurzelwachstum und Jahreszeit: Das Wachstum der Wurzeln von Obstbäumen ist nicht auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt, kann jedoch je nach Baumart und Umweltbedingungen variieren. In der Regel wachsen die Wurzeln aktiv während der Wachstumsperiode, wenn der Baum Blätter hat und Photosynthese betreibt. In den ruhenden Jahreszeiten ist das Wurzelwachstum weniger aktiv.
Bedeutung für das Baumwachstum: Gesunde Wurzeln sind entscheidend für das Wachstum und die Gesundheit von Obstbäumen. Sie absorbieren Wasser und Nährstoffe aus dem Boden und dienen als Verankerung für den Baum. Ein gesundes Wurzelsystem trägt auch zur Stabilität des Baumes bei und hilft ihm, Trockenperioden oder andere Stressfaktoren besser zu überstehen.
Pflege des Wurzelsystems: Um ein gesundes Wurzelsystem zu fördern, ist eine angemessene Bewässerung, Drainage und Bodenbelüftung wichtig. Das Entfernen von Unkraut um den Baumstamm herum, das Hinzufügen von organischem Material zum Boden und das Vermeiden von Verdichtung des Bodens können ebenfalls dazu beitragen, die Wurzelgesundheit zu verbessern.
Die Wurzelbildung ist also ein komplexer, aber entscheidender Prozess für das Wachstum und die Lebensfähigkeit von Obstbäumen.
Um die Anfälligkeit von Verletzungen der Wurzeln zu reduzieren, ist eine gute Baumpflege entscheidend. Dazu gehören das Vermeiden von übermäßiger Bodenbearbeitung und die Förderung einer gesunden Bodenstruktur, sowie die Bereitstellung geeigneter Bewässerung in den ersten Jahren nach Pflanzung
Sonderfall Obstbäume
Begriffe Gattung, Art und Sorte
Um Obstbäume zu unterscheiden, ist es wichtig, die Begriffe Gattung, Art und Sorte zu verstehen:
Gattung: Die Gattung ist eine taxonomische Kategorie, die eine Gruppe von eng verwandten Pflanzenarten umfasst. In Bezug auf Obstbäume gehört beispielsweise die Gattung „Malus“ zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), zu der auch viele Apfelbaumarten gehören. Eine andere häufige Gattung ist „Prunus“, zu der Arten wie Kirschbäume und Pflaumenbäume gehören.
Art: Die Art ist eine weitere taxonomische Ebene, die sich auf eine Gruppe von Organismen bezieht, die sich untereinander fortgepflanzt haben und fruchtbare Nachkommen erzeugen können. Innerhalb einer Gattung können mehrere Arten existieren, die sich oft durch ihre genetische Zusammensetzung und bestimmte Merkmale voneinander unterscheiden. Beispielsweise gehören der gewöhnliche Apfelbaum (Malus domestica) und der Holzapfel (Malus sylvestris) beide zur Gattung Malus, aber sie sind unterschiedliche Arten mit verschiedenen Eigenschaften.
Sorte: Eine Sorte ist eine Untergruppe innerhalb einer Art, die sich durch spezifische Merkmale wie Fruchtgröße, Farbe, Geschmack oder Wachstumsgewohnheiten unterscheidet. Sorten entstehen oft durch gezielte Züchtung oder natürliche Mutationen und werden häufig durch vegetative Vermehrung wie Stecklinge oder Pfropfen verbreitet. Zum Beispiel gibt es innerhalb der Art Malus domestica verschiedene Sorten von Äpfeln wie „Golden Delicious“, „Granny Smith“ oder „Braeburn“, die jeweils unterschiedliche Fruchtmerkmale aufweisen.
Zusammenfassend gesagt, ist die Gattung die übergeordnete Kategorie, die eine Gruppe von eng verwandten Arten umfasst, während die Art eine Gruppe von Organismen beschreibt, die sich untereinander kreuzen können. Die Sorte bezieht sich dann auf eine Untergruppe innerhalb einer Art, die sich durch spezifische Merkmale auszeichnet und oft für den kommerziellen Anbau oder den Hausgartenbau ausgewählt wird.
Begriffe Unterlage und Pfropf
Die Begriffe „Unterlage“ und „Pfropf“ sind wichtige Konzepte im Bereich des Obstbaumschnitts und der Obstbaumzucht:
Unterlage: Die Unterlage bezieht sich auf den Teil eines Baumes, der als Wurzelsystem verwendet wird, auf den ein anderer Teil, der Spross oder das Edelreis, gepfropft wird. Die Unterlage bildet das Wurzelsystem und den unteren Teil des Stammes des gepfropften Baumes. Sie beeinflusst verschiedene Eigenschaften des gepfropften Baumes, einschließlich seiner Größe, Wachstumsrate, Anpassungsfähigkeit an bestimmte Bodenbedingungen und Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Häufig verwendete Unterlagen für Obstbäume sind beispielsweise spezielle Wurzelstöcke, die aus Samen gezogen oder durch Stecklinge vermehrt werden.
Pfropfen: Das Pfropfen ist eine Technik der vegetativen Vermehrung, bei der ein Teil eines Baumes (der Spross oder das Edelreis) auf einen anderen Baum (die Unterlage) aufgepfropft wird. Dies ermöglicht es, die gewünschten Eigenschaften einer Sorte oder Art auf einem robusten Wurzelsystem zu kombinieren. Beim Pfropfen wird in der Regel ein Schnitt in den Stamm oder Ast der Unterlage gemacht, und das Sprossholz oder Edelreis wird in diesen Schnitt eingepasst und befestigt. Der Spross oder das Edelreis beginnt dann, mit der Unterlage zu verwachsen und bildet einen neuen Baum, der die Eigenschaften des gepfropften Teils übernimmt.
Zusammengefasst: Die Unterlage ist der Teil des Baumes, der als Wurzelsystem dient und auf den das Edelreis oder der Spross gepfropft wird, während das Pfropfen die Technik ist, bei der der Spross oder das Edelreis auf die Unterlage gepfropft wird, um einen neuen Baum zu erzeugen, der die gewünschten Eigenschaften kombiniert. Diese Technik wird häufig in der Obstbaumzucht angewendet, um verbesserte Sorten zu produzieren, die eine optimale Größe, Anpassungsfähigkeit und Resistenz aufweisen.
Begriffe Hochstamm, Halbstamm, Buschbaum, Spindel
Baumform – von oben
Um den Stamm sind drei bis vier starke Leitäste angeordnet.
Wie sollte ein Obstbaum im Idealfall aussehen?
Ideale Oeschbergkrone im Querschnitt
Die „Oeschbergkrone“ ist eine spezifische Form der Kronenbildung bei Obstbäumen, die nach ihrem Entwickler, dem Schweizer Obstbauern und Züchter Andreas Oeschberg, benannt ist. Diese Kronenform wurde entwickelt, um eine gleichmäßige Lichtdurchlässigkeit und eine optimale Fruchtausbeute in Obstgärten zu fördern. Die Oeschbergkrone wird oft bei Apfelbäumen verwendet, kann aber auch für andere Obstbaumarten angepasst werden.
Die Hauptmerkmale einer Oeschbergkrone sind:
Pyramidenform: Die Kronenform ähnelt einer Pyramide, wobei der obere Teil der Baumkrone schmaler ist als die Basis. Dieses Design ermöglicht eine effiziente Nutzung des verfügbaren Lichts, da die oberen Zweige weniger Schatten auf die darunter liegenden Zweige werfen.
Gleichmäßige Verteilung der Äste: Die Äste sind gleichmäßig um den Baum verteilt, wodurch eine offene Struktur entsteht, die eine gute Luftzirkulation und Lichtdurchlässigkeit innerhalb der Krone ermöglicht. Dies fördert die Photosynthese und die Fruchtbildung in allen Teilen des Baumes.
Kurze Leitäste: Die Leitäste oder Hauptäste des Baumes sind relativ kurz gehalten, was zu einer kompakten Kronenform führt. Dies erleichtert die Ernte und den Baumschnitt und reduziert das Risiko von Astbrüchen unter der Last von Früchten.
Gezielte Auslichtung und Beschneidung: Um die Form und Struktur der Oeschbergkrone zu erhalten, erfordert sie regelmäßige Auslichtung und Beschneidung. Dies kann dazu beitragen, das Wachstum des Baumes zu kontrollieren und eine gesunde Fruchtbildung zu fördern.
Rotation des Fruchtholzes
Die „Rotation des Fruchtholzes“ bezieht sich auf eine landwirtschaftliche Praxis, die in Obstgärten angewendet wird, um die Produktivität der Bäume zu erhalten oder zu verbessern. Dabei werden Zweige oder Triebe des Baumes entfernt oder gekürzt, um Platz für neues Fruchtholz zu schaffen. Diese Technik hilft, eine kontinuierliche Ernte hochwertiger Früchte zu gewährleisten und das Wachstum und die Gesundheit des Baumes zu fördern.
Hier sind einige der Gründe, warum die Rotation des Fruchtholzes wichtig ist:
Erneuerung des Fruchtholzes: Durch das Entfernen älterer Zweige oder Triebe und das Zulassen von neuem Wachstum wird das Fruchtholz regelmäßig erneuert. Dies trägt dazu bei, dass die Bäume weiterhin eine gute Menge an Früchten produzieren.
Optimierung der Fruchtqualität: Durch die Entfernung älterer Fruchtzweige, die möglicherweise weniger produktiv sind oder Früchte von geringerer Qualität tragen, können die verbleibenden Zweige mehr Energie und Nährstoffe erhalten. Dies kann zu einer besseren Fruchtqualität führen.
Kontrolle des Baumwachstums: Die Rotation des Fruchtholzes kann auch dazu beitragen, das Wachstum des Baumes zu steuern. Durch das Entfernen von übermäßigem oder unerwünschtem Wachstum wird die Baumstruktur verbessert, was die Luftzirkulation fördert und Krankheiten vorbeugt.
Verjüngung des Baumes: Indem ältere Zweige entfernt werden, wird Platz für neues Wachstum geschaffen. Dies kann dazu beitragen, den Baum zu verjüngen und seine Vitalität zu erhalten, insbesondere bei älteren Bäumen, die dazu neigen, weniger produktiv zu werden.
Die genaue Methode und Zeitpunkt der Fruchtholzrotation hängen von der Baumart, dem Alter des Baumes, den lokalen Anbaubedingungen und den Zielen des Obstbauern ab. In der Regel wird die Fruchtholzrotation jedoch im Winter durchgeführt, wenn der Baum ruht und die Verletzungen am Baum minimal sind. Es ist wichtig, die richtige Technik und Sorgfalt walten zu lassen, um sicherzustellen, dass der Baum gesund bleibt und weiterhin eine gute Ernte produziert.
Wachstumsgesetz: Der höchste Punkt gewinn!
Das „Wachstumsgesetz“ bei einem Obstbaum, das besagt „der höchste Punkt gewinnt“, bezieht sich auf die Praxis des gezielten Beschneidens und Trainierens von Obstbäumen, um das Wachstum zu lenken und die Produktivität zu maximieren. Hier sind die drei Hauptkonzepte, die diesem Gesetz zugrunde liegen:
Spitzenförderung (höchster Punkt der Krone/Astpartie): Bei der Spitzenförderung konzentriert sich die Baumpflege darauf, den höchsten Punkt der Baumkrone oder Astpartie zu fördern. Dieser höchste Punkt wird oft als zentraler Leittrieb bezeichnet. Durch das gezielte Beschneiden anderer Zweige, die in Konkurrenz mit dem zentralen Leittrieb stehen, wird das vertikale Wachstum dieses Haupttriebs gefördert. Dies hilft, die Höhe des Baumes zu steuern und eine starke, aufrechte Wuchsform zu fördern.
Oberseitenförderung (Oberseite des Astes): Die Oberseitenförderung bezieht sich auf die Lenkung des Wachstums zu den oberen Teilen der Äste. Dies fördert die Entwicklung von starken, gut belichteten Zweigen und Fruchtknospen in den oberen Bereichen der Baumkrone. Durch das Beschneiden von seitlichen Trieben und das Entfernen von Schatten spendenden Zweigen wird das Licht besser auf die oberen Bereiche der Krone gelenkt, was die Photosynthese und die Fruchtbildung in diesen Bereichen fördert.
Scheitelpunktförderung (höchster Punkt eines Fruchtbogens): Diese Technik konzentriert sich darauf, das Wachstum in einem bestimmten Bereich der Baumkrone zu fördern, der als „Scheitelpunkt“ eines Fruchtbogens bezeichnet wird. Ein Fruchtbogen ist eine gebogene Struktur, die sich entlang der Baumkrone erstreckt und Fruchtbereiche unterstützt. Indem das Wachstum auf den höchsten Punkt dieses Fruchtbogens gelenkt wird, wird die Fruchtbildung und die Ausnutzung des verfügbaren Raums optimiert.
Diese Prinzipien der Spitzen-, Oberseiten- und Scheitelpunktförderung werden angewendet, um das Wachstum und die Fruchtbildung von Obstbäumen zu lenken und zu optimieren. Durch gezielte Pflegemaßnahmen werden die Bäume in eine gewünschte Form gebracht, um eine maximale Ernte zu erzielen und die Gesundheit des Baumes zu erhalten.
Typische Herangehensweise beim Schnitt
Typische Herangehensweise beim Schnitt
Schnittführung und Saftwaage
Schnittführung beim Absägen großer Äste:
Rückschnitt auf Astring, kein „Haken“ stehen lassen. Schnittwunde nicht vertreichen, aber auf saubere Wundränder achten.
Saftwaage: Die Leittriebe enden in etwa auf gleicher Höhe, der mittlere Haupttrieb ragt darüber hinaus (Pyramidenform).
Wirkung des Winterschnitts auf den Austrieb
A: ursprünglicher Langtrieb
B: unbeschnittener Langtrieb
C: Langtrieb um 1/3 gekürzt
D: Langtrieb um 2/3 gekürzt
Die Zielsetzung des Obstbaumschnitts
Durch gute Planung zum gesunden Baum…
Durch eine sorgfältige und gezielte Planung kann der Obstbaumschnitt dazu beitragen, die Ziele der Langlebigkeit, Nutzbarkeit und des Erhalts zu erreichen:
Langlebigkeit: Stabilität und Vitalität
- Um die strukturelle Stabilität zu fördern, sollten während des Schnitts tote, beschädigte oder kranke Äste entfernt werden. Dies verringert das Risiko von Astbrüchen und verbessert die langfristige Standfestigkeit des Baumes.
- Die Förderung einer gesunden Vitalität des Baumes ist entscheidend, um seine Langlebigkeit zu gewährleisten. Dies kann durch einen ausgewogenen Schnitt erreicht werden, der das richtige Verhältnis zwischen Wachstum und Belüftung fördert, sowie durch eine angemessene Bewässerung, Bodenpflege und gegebenenfalls Düngung.
Nutzbarkeit: Fruchtertrag, gute Zugänglichkeit, wenig Pflegeaufwand
- Der Schnitt kann darauf abzielen, die Fruchtbildung zu fördern, indem er das Wachstum von Fruchtholz und die Belichtung der Fruchtzweige maximiert. Dies kann durch die Entfernung von übermäßigem Wachstum oder Konkurrenztrieben erreicht werden, um die Energie des Baumes auf die Fruchtbildung zu konzentrieren.
- Eine gute Zugänglichkeit der Früchte für die Ernte kann durch die Formung einer offenen Kronenstruktur und das Entfernen von störenden Ästen erreicht werden. Dies erleichtert die Ernte und reduziert den Aufwand für die Pflege des Baumes.
- Die Auswahl von Baumarten und Sorten, die wenig Pflegeaufwand erfordern und robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen sind, kann dazu beitragen, den Pflegeaufwand zu minimieren und die Effizienz zu steigern.
Erhalt: ökologische Funktion, kulturelles Erbe, Ästhetik
Auch alte Obstbaumveteranen, die keine große Vitalität mehr zeigen und ihre beste Ertragsphase hinter sich haben, sollten aufgrund ihrer ökologischen Funktion erhalten werden. Durch Schnittmaßnahmen kann man ihre Lebenserwartung verlängern, ihre Vitalität verbessern und ihre Funktion im Ökosystem unterstützen. Durch den Erhalt alter Obstbäume als Lebensraum kann die ökologische Vielfalt erhöht werden. Der Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere wird erhalten.
Naturgemäßer Obstbaumschnitt: das natürliche Wachstumsverhalten beim Schnitt berücksichtigen
Verjüngung durch Auslichten und Einkürzen
Altbaum vor und nach dem Schnitt
Bilder werden noch ergänzt
Baumsanierung bei Mistelbefall
Biologie der weißbeerigen Laubholzmistel: Die weißbeerige Laubholzmistel ist eine immergrüne, heimische Pflanzenart, die sich als sogenannter Halbschmarotzer überall am Baum ansiedelt. Sie verankert sich im Holz mithilfe wurzelartiger Haustorien. Ihre Verbreitung erfolgt hauptsächlich durch Vögel, die die Beeren fressen und die Samen wieder ausscheiden. Die klebrigen Samen können auch von Vögeln an Zweigen abgestreift werden.
Folgen des Mistelbefalls für Streuobstbäume: Ein Mistelbefall führt dazu, dass der Baum dauerhaft geschwächt wird. Die Vitalität und Fruchtbarkeit nehmen ab, während die Windanfälligkeit und die Gefahr von Schneebrüchen zunehmen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Absterbens des Baumes. Die Mistel entzieht dem Baum Wasser und Nährstoffe. Ihre Haustorien wachsen im Holz und durchziehen es weitläufig. Auch nach Entfernung der eigentlichen Mistel ist ein erneuter Austrieb möglich.
Misteln haben zwar einen eigenen Wert für die Artenvielfalt, jedoch sollen sie bei Streuobstbäumen zur Erhaltung ihrer Vitalität entfernt werden. Dies führt zu Zielkonflikten.
Mistelbekämpfung als Teil des fachgerechten Baumschnitts: Um Misteln zu bekämpfen, sollten mit Misteln befallene Äste (Ausnahme: Leitäste) komplett entfernt werden oder mindestens 20 cm unterhalb des Mistelanwuchses abgeschnitten werden. Sind Leitäste oder der Stamm befallen, sollten zumindest die Mistelzweige und damit die Samen entfernt werden. Eine regelmäßige Kontrolle und Schnittmaßnahmen können einem starken Befall vorbeugen, da ein stark befallener Baum oft nicht mehr saniert werden kann.
Werkzeuge
Schneidewerkzeuge (Bilder werden noch ergänzt)
Scheren (Bypass, Amboss) Einhand- und Zweihandscheren
Sägen
Säge (manuell), Teleskop
Säge (motorgetrieben), Teleskop
Leitern und Tritte
- Einholmleitern
- Zweiholmleitern, Freistand und Anlehnodelle
Wundversorgung
Gretchenfrage:schmieren oder nicht?
Wundversorgung mit Verschlussmittel: NEIN!
Es wird empfohlen, auf den Einsatz von Wundverschlussmitteln zu verzichten. Der Grund dafür ist, dass Wundverschlussmittel die natürliche Heilung des Baumes behindern können, anstatt sie zu fördern. Studien haben gezeigt, dass das Auftragen von Wundverschlussmitteln keinen signifikanten Einfluss auf die Heilung von Baumschnitten hat und sogar das Risiko von Krankheits- und Schädlingsbefall erhöhen kann.
Eine Wunde ist immer eine Eintrittstelle für Pilze und Bakterien:
Tatsächlich können Wundverschlussmittel die Feuchtigkeit in der Wunde einschließen und somit ein feuchtes Milieu schaffen, das das Wachstum von Pilzen und Bakterien begünstigt. Die natürliche Abheilung der Wunde durch Trocknen und Verkorkung bietet oft einen besseren Schutz vor Krankheits- und Schädlingsbefall.
Der saubere Schnitt, kleine Wunden:
Ein sauberer Schnitt mit scharfen Werkzeugen hinterlässt eine kleine Wunde, die der Baum effektiv selbst heilen kann. Die Verwendung von scharfen Werkzeugen reduziert das Risiko von zerrissenen oder gequetschten Geweben, die zu größeren Wunden führen könnten.
Der Baum verschließt seine Wunden selbstständig durch Überwallen oder Verholzung/Verkorkung:
Obstbäume haben die Fähigkeit, ihre Wunden auf natürliche Weise zu verschließen. Dies geschieht durch die Bildung von Überwallungen oder die Verkorkung des Gewebes um die Wunde herum. Diese natürlichen Prozesse helfen dem Baum, die Wunde abzudichten und das Eindringen von Krankheitserregern zu minimieren.