Planung, Neuanlage und Pflanzung einer Hecke

Unterstützung der Neuansiedelung von Insekten und Tieren

Bericht über die dritte Veranstaltung der Reihe „erLebensRaum Streuobstwiese“

Am 13. April 2024 erlebten wir einen ganz besonderen Tag unter der strahlenden Frühlingssonne – unseren Tagesworkshop zur Planung, Neuanlage und Pflanzung einer Hecke, der eine echte Aufwertung für jede Streuobstwiese darstellt. Mit einer motivierten Gruppe von 13 Teilnehmenden und unter der fachkundigen Anleitung von Claudia und Michael Kirse, tauchten wir tief in die Praxis und Theorie ein, die hinter der Schaffung lebenswichtiger Habitate steckt.

Nicht nur eine traditionelle Hecke kam zur Anpflanzung, sondern auch eine spezielle Benjeshecke, die als wichtiger Lebensraum für heimische Tiere und Insekten dient. Dieser Workshop bot nicht nur praktische Gartenarbeit, sondern auch ein tiefes Verständnis dafür, wie solche Begrünungen geplant und umgesetzt werden und warum sie so entscheidend für die Förderung der Biodiversität sind.

Zum Abschluss des Workshops erhielten alle Teilnehmenden wertvolle Tipps zur Bewältigung der Herausforderungen bei der Pflege von Obstbäumen. Diese Ratschläge sind nicht nur für die unmittelbare Anwendung gedacht, sondern sollen auch dazu inspirieren, die neu erworbenen Kenntnisse weiterzugeben und anzuwenden.

In diesem Blogbeitrag nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch den Tag, teilen die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, und zeigen, wie jeder Einzelne von uns einen Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung unserer natürlichen Umgebung leisten kann.

Gliederung und Inhalte der Veranstaltung

Gern gesehene Bewohner einer Streuobstwiese

Ein erwachsenes Mauswiesel.

Ein erwachsener, fleischfressender Maulwurf.

Planung mit einheimischen, autochthonen Bäumen und Sträuchern

„Autochthone Bäume und Sträucher“ beziehen sich auf Pflanzenarten, die ursprünglich in einem bestimmten Gebiet oder einer Region vorkommen, und die dort ohne menschliches Zutun natürlich wachsen. Diese Pflanzen sind also einheimisch und haben sich über einen längeren Zeitraum an die spezifischen klimatischen, bodenmäßigen und ökologischen Bedingungen dieser Region angepasst. Im Gegensatz dazu bezeichnen „nicht autochthone“ oder „fremde“ Pflanzen solche, die nicht natürlicherweise in der Region vorkommen und oft erst durch menschliche Aktivität eingeführt wurden. Der Einsatz von autochthonen Pflanzen in der Landschaftsgestaltung und im Gartenbau kann ökologische Vorteile haben, da sie oft besser an die lokalen Bedingungen angepasst sind und daher weniger Pflege und Ressourcen benötigen.

Pflanzplan

Die Pflanzung

Erst einmal abladen und sortieren

Pflanze und Wurzelwerk prüfen

  • Keine abgebrochenen Triebe oder Abrisse
  • Keine Rindenschäden und Verletzungen
  • Gut durchwurzelter Ballen, gesunde kräftige Wurzeln
  • Den Ballen aus dem Container vor der Pflanzung nicht öffnen, zerschneiden oder aufreißen (Wurzelabriss)

Boden

Bindigkeit des Bodens prüfen:

Zu fester, stark toniger Boden durch Zusatz von Sand und ggf. Humus/Kompost im Pflanzloch ergänzen. Erleichterung des Anwachsens!

Grobe Steine aus dem Pflanzloch entfernen, um Wurzelschäden zu vermeiden und eine optimale Standfestigkeit zu erreichen

Einfache Fingerprobe zur Beurteilung der Bodenart (Ton, Schluff, Sand, Lehm)

Boden der Projektfläche

Der Boden an der Projektfläche war bis vor 20 Jahren ein bewirtschafteter Acker, daher sind die oberen Bodenschichten nicht deutlich abgegrenzt. Dennoch zeigt die Braunfärbung der oberen 5-10cm die Aktivität der Bodenlebewesen, die organisches Material seit der Stillegung eingearbeitet haben. Darunter findet sich ein leicht rötlich gefärbter, wenig skeletthaltiger Lehmboden bei dem keine Zugaben erfolgen mussten. Nach circa 50cm beginnt eine tonige Erdschicht.

Bei der Pflanzung ist zu beachten:

Bei der Pflanzung ist darauf zu achten, daß das Pflanzloch ausreichend tief und ringsum ausreichend breit ist (Faustregel: ringsum mindestens 10-15cm Platz um den Wurzelballen).

Unter dem Wurzelballen im Pflanzloch sollte der Boden gut aufgelockert werden und ggf mit aufgebesserter Erde aufgefüllt werden, bis die Pflanze mit der Ballenoberseite auf Höhe des umgebenden Erdreiches sitzt. Es ist darauf zu achten das die Pflanze bei der Pflanzung immer gerade gehalten wird. Anschließend füllt man die (verbesserte) Aushuberde nach und nach um den Wurzelballen im Pflanzloch und tritt die Erde vorsichtig mit der Ferse fest und prüft noch einmal, ob die Oberkante des Wurzelballens bündig mit der Geländeoberkante oder kurz darunter abschließt. Zu hoch eingepflanzt erschwert das Einwachsen der Pflanze, zu tief eingepflanzt ersticken ggf Feinwurzeln und die Pflanze könnte eingehen.

Gelegentlich bietet es sich, besonders an Hängen an, einen äußeren Gießrand anzulegen, um das Abfließen des Gießwassers zu verhindern.

Um Schäden durch Windböen und somit ein Abreißen der feinen Wurzeln zu vermeiden, empfiehlt es sich, mindestens einen oder besser drei Pflöcke bis auf eine Höhe von ca. 1,50-1,70m rings um den Baum einzuschlagen. Sollte nur ein Pfahl zur Verfügung stehen, dann sollte er in der Hauptwindrichtung (sw-w-nw) eingeschlagen werden.

Der Baum wird dann mit z.B. „Kokosstrick im Achterschlag“ festgebunden.

Baumschulware im Ballentuch

Baumschulware, die im Ballentuch geliefert wird, ist mit Achtsamkeit zu behandeln:

  • Der Ballen darf nicht zu viel bewegt werden, damit die Wurzeln im Inneren nicht abreißen.
  • Der Ballen darf nicht stark aufgesetzt werden, damit er nicht verdichtet.
  • Der Ballen darf nicht trocknen und muss vor Hitze geschützt werden.
  • Das Ballentuch wird nicht entfernt, es wird verrotten.
  • Nicht auf den Ballen treten.
  • Das Ballentuch soll nach der Pflanzung mit 1-2cm Erde oberseits bedeckt sein.

Wichtig! Wässern!

Dem Wässern kommt eine zentrale Funktion zu!

Die Pflanze muss „eingeschlämmt“ werden! Das hat zur Folge das alle Wurzeln vom Erdreich umschlossen werden und das somit sofort eine optimale Wasser- und Nährstoffversorgung gewährleistet wird. Auch gelingt es so, eine schnelle und hohe Anwuchsstabilität zu erreichen.

 

Benjeshecke

Eine Heckenart benannt nach den Gebrüdern Benjes

Die natürliche und autochthone Methode ohne viel Aufwand mit dem ohnehin auf der Fläche anfallendem Ast- und Wiesenschnitt sowie weiterem Totholzmaterial einen sich sofort bilden Sicht und Windschutz zu bilden.

Weitere Vorteile:

  • Vogelschutz und Nistplatzbildung
  • Arten- und Insektenschutz
  • Bildung von verschiedenen Temperatur- und Feuchtebereichen innerhalb der Hecke und somit sowohl für Reptilien wie auch Amphibien nutzbar
  • Keine Abfälle mehr auf der Wiese alles verbleibt auf der Fläche
  • Nährstoffe bleiben im örtlichen Kreislauf

Eine Benjeshecke bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Insektenarten. Hier sind einige Beispiele:

  • Vögel: Benjeshecken sind beliebte Brutplätze für viele Vogelarten. Sie bieten Schutz vor Raubtieren und Witterungseinflüssen sowie Nistmaterial in Form von Zweigen und Laub. Vögel wie Rotkehlchen, Meisen, Buchfinken und Zaunkönige sind häufige Bewohner von Benjeshecken.

  • Kleinsäuger: Nagetiere wie Mäuse und Spitzmäuse sowie andere Kleinsäuger finden in den dichten Strukturen der Benjeshecken Schutz vor Raubtieren und Nahrung in Form von Insekten und Samen.

  • Insekten: Benjeshecken sind ein Paradies für Insekten. Sie bieten Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze für eine Vielzahl von Arten, darunter Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Käfer und viele mehr. Insekten spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie Pflanzen bestäuben und als Nahrungsquelle für Vögel und andere Tiere dienen.

  • Amphibien und Reptilien: In einigen Fällen können auch Amphibien wie Frösche und Kröten sowie Reptilien wie Eidechsen und Schlangen in Benjeshecken Lebensraum finden, besonders wenn die Hecke in der Nähe von Gewässern oder Feuchtgebieten liegt.

  • Wirbellose Tiere: Eine Vielzahl von wirbellosen Tieren wie Schnecken, Spinnen, Asseln und Tausendfüßler können in den feuchten und schattigen Bereichen der Benjeshecke leben.

Anlage der Hecke

  • Die Tiefe kann variieren (0,5 -2m möglich)
  • Formgebung kann frei erfolgen (organisch oder auch architektonisch Formsprache)
  • Länge ist frei definierbar
  • Vorhandene Gehölze können mit eingebunden werden
  • Pfahlabstand in der Reihe sollte bei ca. 0,6m liegen, um möglichst alle Äste mit einzubinden.
  • Ideale Höhe der Hecke liegt zwischen 1,0 und ggf. 2,0 m (Nachbarschafts- und Grenzrecht- beachten)

Auf unserer Projektstreuobstwiese wurde ein kränkelnder Nussbaum mit in die Hecke eingebunden. Er hat somit die Möglichkeit sich zu erholen oder das Totholz zu ergänzen.

Wichtig ist bei der ersten Anlage der Hecke eine gute Verdichtung von Oben durch sanftes „festtreten“. Es sollen Hohlräume für die Kleinsäuger und Vögel entstehen.

Nach der Erstanlage ist ein weiters festtreten nicht mehr erforderlich. Im Gegenteil es ist sogar eher schädlich, da man bereits angelegte Nester und Räume so zerstören kann. Nachträgliches Aufbauen und Erhöhen sollte nur noch durch auflegen von Material und anschließendem sanften Niederdrücken von Hand erfolgen.